Teneriffa Wintertrip - Teil 2

Teneriffa Wintertrip - Teil 2

Teide Downhill, Teno Tour und andere kanarische Erlebnisse

An diesem Mittwoch war es endlich soweit, das Projekt Teide Downhill sollte starten. Pünktlich um halb neun rollte der Shuttlebus auf den Parkplatz vor mein Apartment.

An Bord waren Tourguide Toni, dessen Freundin Esther als Shuttlerin und Stefan, der ebenfalls die Abfahrt entlang der Südostflanke des Teide in Angriff nehmen wollte.

60 Kilometer sollten dabei zusammenkommen, mit Start in 2.300 Meter Höhe am Fuß des Montana Izana, auf dem sich das Teide-Observatorium befindet. Dort mussten wir jetzt erst einmal hinauf, gut eineinhalb Stunden sollte das dauern, also genügend Zeit fürs Kennenlernen und die ersten beindruckenden Aussichten vom Kleinbus aus. Grüne Pinienwälder, verkohlte Waldbrandflächen, dunkle Lavafelder und weißer Schnee am Fuß des Teide - krasse Kontraste.

Einen Tag zuvor hatte es hier oben noch geschneit, auf entsprechende Temperaturen waren wir also vorbereitet. Aber in der Sonne des wolkenfreien Himmels wurde es selbst beim Kaffee Stopp nicht kalt.

Mit drei Bikern war unsere Gruppe erfreulich klein und so ging auch am Startpunkt alles ziemlich fix. Ein Marin Quad XC und ein Specialized FSR XC waren die Fullies, die Toni für uns vorbereitet hatte. Kurzes Bike Setup vor der eingepuderten Spitze des Pico del Teide und los ging es auf einer leicht abschüssigen Offroadpiste vorbei am Vulkankegel des Fasnia.

Fast der gesamte Bereich um den Teide herum bis runter auf ca. 1.000 Höhenmeter ist ein Naturschutzgebiet, deshalb ist das Befahren von Wanderwegen dort nicht gestattet. Single Trail Erlebnisse durften wir also nicht erwarten, dafür schnelles Brettern über steinige Pisten mit einigen technischen Passagen.

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Nach einem kurzen Ausblick auf die Nachbarinsel Gran Canaria ging es weiter hinab in Richtung Waldgrenze. Die Piste blieb relativ breit, was uns natürlich in einen kleinen Geschwindigkeitsrausch versetzte. Anders als auf heimischen Forstwegen ist der Boden hier steinig, oft bedeckt mit losem Geröll und größeren Brocken. In Kurven lauern ausgewaschene Rinnen. Anlieger? Fehlanzeige!

Ein gutes Training für Kurvenfahrtechnik. Das ein oder andere Mal musste das Bein wegen zuviel Drift raus.

Das erste Opfer war die Wasserflasche - der Flaschenhalter am Rahmen war sonderbarerweise nach unten zeigend angebracht. Steinschlag vom Vorderrad hatte sie durchlöchert und nur ein kleiner Rest H2O befand sich noch drin.

Abgesehen von einem späteren Plattfuß bei Stefan gab es auf der Tour keine weiteren Ausfälle.

Im Pinienwald wechselten wir die Pisten über einen steinigen Pfad - ein Hauch Single Trail Ambiente, zumal der Waldboden jetzt auch von Piniennadeln und Zapfen bedeckt war. Ein Stück tiefer tauchten wir ein in die Wolken, die inzwischen den Berg umhüllten. Weiter ging es auf geschwungenen Wegen, die sich an die Kontur des Berges schmiegten.

Unterhalb des Waldes veränderte sich die Landschaft erneut und wir gelangten an einen steileren, sehr steinigen Weg, der noch einmal höchste Aufmerksamkeit erforderte. Dann rollten wir plötzlich auf Asphalt.

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Diese relativ frische geteerte Straße führte in zahlreichen Kurven abwärts nach El Rio. Dank gutem Einblick konnte man den nächsten Abschnitt auf Gegenverkehr checken und es bis zum Ort nochmal richtig laufen lassen. Dort mussten wir auf der TF-28 weiter bis nach Chimiche radeln.

Den letzten Abschnitt von Chimiche bis El Medano erwarteten uns dann wieder ruppige Wege durch steiniges Terrain - die kannte ich bereits von meiner ersten Tour mit Andre (siehe Teil 1).

3:30 Stunden samt aller Pausen, wir waren fix unterwegs. "Sechs bis sieben Stunden kann diese Tour mit einer größeren Gruppe dauern, vor allem wenn weniger abfahrtserfahrene Touristen buchen", meinte Toni. Am Zielpunkt zeigte er uns nach dem Klamottenwechsel noch ein paar Bilder seiner anderen Touren, die Insel hat scheinbar einiges zu bieten. Für heute war biketechnisch erstmal Feierabend, Priorität hatte jetzt die Dusche und ein kühles Getränk auf der Terrasse.

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Die Line am Airport
Schon ein paar Tage zuvor hatte mein Kumpel Matthias oberhalb der Autobahn in Höhe des Airports Teneriffa-Süd Holzrampen entdeckt. "Das sieht nach einem Bikepark aus", meinte er. Auch ein kurzer Check auf Google Earth lies erahnen, dass hier eine Line gebaut wurde. Also nichts wie hin und das ganze mal aus der Nähe betrachten.

Zusammen mit Andre bin ich am nächsten Tag los, über den kleinen Ort Atogo haben wir die Zufahrt zum Gelände gefunden. Sein Bike war passenderweise dabei und so stiefelten wir aufs Gelände. Tatsächlich... eine ganze Ansammlung von Holzrampen reihten sich am Hang aneinander, neun Stück haben wir gezählt.

Die Bauweise war interessant, wenn auch wenig vertrauenserweckend. Holzpaletten und Steinbrocken bildeten die Basis, dazwischen eingearbeitet befanden sich jede Menge alte Möbel, Mauersteine und sogar eine Badewanne.

Angesichts des eher geröllartigen Untergrundes scheinbar die einzige Konstruktionsweise, die dauerhaft hält. Formbares Bodenmaterial existiert hier nirgends und wenn, dann würden Absprung und Landung sich sicher innerhalb weniger Wochen in Wind und Trockenheit auflösen.

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Oben angekommen sahen wir dann, dass sich die Line noch viel weiter den Berg hinauf zog, als zunächst gedacht. Vier Rampen im Plateau eines alten Steinbruchs tauchten auf, von dort aus führte die Strecke weiter bergauf. Vom Startpunkt auf einer erhöhten Felsnase aus hätte man über sechs weitere Rampen Anlauf nehmen können.

Ziemlich holprig sah das ganze schon aus, aber die oberste Rampe des zuerst entdeckten Hangs wollten wir mit Andres Bike springen. Mit mehr Federweg, ein paar Ausbesserungsarbeiten und vor allem ohne meine immer noch spürbare Fußverletzung hätte man sich auch an die ganze Strecke rantrauen können, aber die auf der Insel noch geplanten Touren wollte ich nicht für diesen Stunt riskieren. Also Kamera gezückt und ein paar Runs absolviert.

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Die Teno Tour
Ein Tag später saß ich zusammen mit Andre, Harald, Toni und Esther wieder im Shuttelbus. Eine Tour von der Nordwestflanke des Pico del Teide durch die Arenas Negras hinunter ins Teno Gebirge stand an.

Das Wetter war perfekt, so gut wie keine Wolke am Himmel. Unser Startpunkt lag westlich vom Teide an der TF-38 direkt beim Montana Cascajo auf ungefähr 1.700 Metern über dem Meeresspiegel.

Von dort aus ging es zuerst ein kurzes Stück bergauf um besagten Berg herum, dann in einer langen Abfahrt über die inzwischen schon gut vertraute Pistenart durch den Pinienwald nach Nordosten.

Die Sonne wich dem Nebel, richtige Tropfen bildeten sich auf der Brille. "Aus dieser Region bezieht der Südwesten der Insel sein Trinkwasser, es wird hier aus dem Berg gepumpt und über Rohrleitungen ins Tal geleitet", erklärt Harald bei einer Pause an einem der Pumpwerke.

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Unser Weg führt uns entlang dieser Versorgungsleitungen zurück nach Westen. Die Landschaft ist auffällig grün, sogar Flechten und Mose bedecken die Felsen und Baumstämme - ein Hauch Märchenwald. Dann wird die Landschaft wieder vulkanischer, schließlich komplett schwarz. Wir befinden uns mitten in der Arenas Negras, sehen nichts außer schwarzer Lava und Nebel.

Endlich bricht die Sonne wieder durch und begleitet uns bei der Fahrt durch das Naturschutzgebiet des Vulkans Chinyero, der zuletzt im Jahr 1909 ausbrach, der jüngste Vulkanausbruch Teneriffas. Im Tal geht es weiter durch Blumenwiesen und über ein echtes Stück Singletrail bis an den Fuß des Montana Tomaseche.

Ein kurzes Stück später fällt unser Blick auf eine Ansammlung kleiner Seen bei Erjos. Die kurze Abfahrt dorthin führt über eine kurvige Strecke mit Anliegern, die so auch in jedem Bikepark passen könnte.

In Erjos folgt ein Anstieg zum Startpunkt für die finale Abfahrt entlang den Hängen des Monte del Agua, eine Strecke durch einen Lorbeerwald. Feuchte Wege und wenig Licht wechseln sich mit sonnigen Passagen ab, die den Blick auf die mit Laubbäumen bewaldeten Berge freigeben. Auch hier gilt seit kurzem leider das Befahrungsverbot für Wanderwege. "Ich kenne hier einige gute Single Trails, die jetzt gesperrt sind", hadert Harald.

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Wenig später ist das Ziel im Tal erreicht, Esther wartet schon mit dem Bus vor einem Restaurant. Das war definitiv eine der landschaftlich abwechslungsreichsten Touren, die ich bisher gefahren bin. Kein hoher Schwierigkeitsgrad, aber in beeindruckender Naturkulisse.

Ein paar Single Trails möchte ich mir auch noch gönnen, in ein paar Tagen werde ich dazu in den Norden starten. Was mich dort erwartet erfahrt ihr beim nächsten Update.

Wer im Süden ein Bike benötigt sollte mal im 'Bike Point' Shop in El Medano oder Las Americas anfragen. Im Angebot sind Hardtails in Pro und Carbon Ausführung sowie Rennräder. Auch die beiden hier beschriebenen Touren könnt ihr dort buchen: www.medanobike.com

Tourangebote gibt's auch direkt vom Tourguide Toni über www.tenerifebike.net

14.03.2013 © FULLFACE  |  Text: Jürgen Schall  |  Fotos/Grafiken: Andre Ludewig