Actionshots selbstgemacht - Teil 4: Audio Remote Shot

Actionshots selbstgemacht - Teil 4: Audio Remote Shot

Fotografieren mit akustischem Auslöser

Der große Lauschangriff? Trailüberwachung mit dem Mikrofon? Was sich nach Stasi-Methode anhört kann euch zum perfekten Actionshot verhelfen, denn wer mal wieder alleine unterwegs ist und trotzdem gute Fotos von sich selbst schießen möchte, kann bei einigen Kameramodellen die Mikrofon-Funktion nutzen, um den Verschluss auszulösen.

Für das iPhone gibt es z.B. Apps, die diese Möglichkeit bieten. Getestet haben wir das Fotografieren per 'Audio Remote Shot' allerdings mit einer digitalen Spiegelreflexkamera (DSLR) von Canon. 'Magic Lantern' lautet dabei das Zauberwort - dies ist der Name einer Firmware Erweiterung, die den Funktionsumfang der Canon Modelle 500D, 550D, 600D, 50D, 60D und 5D Mark II kräftig erweitert.

Diese Firmware Erweiterung ist eine kostenfreie Software, die beim Einschalten der Kamera von der Speicherkarte geladen wird. Die Original Firmware der Kamera wird dabei nicht ersetzt, sondern die neuen Funktionen werden als Add-on zusätzlich geladen.

Aber Vorsicht! Die Bedienung der Software ist komplex, nichts für unerfahrene Anwender. Ursprünglich für Filmemacher entwickelt, wurde der Funktionsumfang inzwischen stark erweitert. Da die Software durch Reverse Engineering ohne Support von Canon entstand, übernehmen die Anbieter keinerlei Garantie oder Haftung für fehlerfreie Funktion und mögliche Folgeschäden an der Kamera. Deshalb vor dem Einsatz von 'Magic Lantern' die Dokumentationen genau lesen.

Actionshots selbstgemacht - Teil 4: Audio Remote Shot
Ein Mikrofon mit Tele-Charakteristik kann das Rollgeräusch der Reifen erfassen. Test: Die Kamera löst beim Händeklatschen aus.

Wir haben die 'Audio Remote Shot' Funktion mit einer Canon 550D sowohl mit internem als auch zwei unterschiedlichen externen Mikrofonen getestet.

Zuerst geht es an die Einstellungen. Im 'Shoot' Karteireiter des Menüs lässt sich 'Audio Remote Shot' auf 'ON' stellen, die Empfindlichkeit des Mikrofons und damit das Ansprechverhalten kann man im Bereich 'Audio' regeln ('Analog Gain' von 0 bis 32 dB).

Test Nummer 1
Ein externes Mikrofon mit Tele-Charakteristik soll aus ca. 2 Metern Entfernung die Rollgeräusche des Reifens am Boden erfassen und dadurch den Verschluss der Kamera auslösen. Es funktionierte bei fast jedem Versuch. Ein paar trockene Äste, die beim Drüberfahren zusätzlich knacken, erhöhten die Trefferquote. Wichtig ist die exakte Ausrichtung des Mikrofons auf den Punkt, den der Reifen treffen soll.

Actionshots selbstgemacht - Teil 4: Audio Remote Shot
So entstanden die weiter oben gezeigten Aufnahmen

Test Nummer 2
Wer kein Mikrofon in der Schublade hat, kann es mit (alten) Kopfhörern probieren. Dies funktionieren im Prinzip wie ein einfaches Mikrofon. Die kleinen Ear Plugs lassen sich mit Hilfe eines Audio-Verlängerungskabels genau an der Stelle platzieren, wo der Reifen drüber rollt. Auch hier helfen knackende Äste bei der Geräuscherzeugung. Die Trefferquote hängt von der Spur des Bikes ab, je näher dran am Mikrofon, desto besser. Gegen Zerstörung durch direkte Treffer hilft das Platzieren in einer kleinen Vertiefung im Boden (z.B. mit einem Schraubenzieher auskratzen).

Test Nummer 3
Schrei wenn du kannst! Wenn Geräusche die Kamera auslösen, warum dann nicht ein passendes YEP!!!! genau zum richtigen Zeitpunkt ausstoßen? Funktioniert perfekt in der Vorbeifahrt, mit grandios hoher Trefferquote. Unterm Fullface Helm ist der Schrei nicht zu sehen, mit Halbschalen könnte der Gesichtsausdruck allerdings etwas verkrampft wirken. Ein laut ausgesprochenes YEP hat sich als Kommando bewährt, man muss also nicht den ganzen Wald zusammen schreien.

Actionshots selbstgemacht - Teil 4: Audio Remote Shot
Behelfslösung: In-Ear-Kopfhörer lassen sich als externes Mikrofon verwenden

Vorteile dieser Methode: Ein externes Mikrofon wird nicht benötigt, wenn die Kamera in geringer Entfernung steht und über ein internes Micro verfügt. Da nicht das Rollgeräusch die Kamera auslöst, sondern der eigene Ausruf, sind auch Aufnahmen von Sprüngen möglich. Ist die Kamera weiter weg platziert, dann kann immer noch ein externes Mikrofon mit Verlängerungskabel eingesetzt werden, das das Kommando einfängt und zur Kamera leitet.

Unterm Strich eine ziemlich brauchbare Methode, um ohne Kosten für zusätzliche Hardware Action-Selbstportraits schießen zu können (wenn man eine der beschriebenen Cams besitzt).

Hier kommt der Link zu Website von Magic Lantern, dort findet ihr die Dokumentation und die Links zum Download für die verschiedenen Kameramodelle:

19.09.2012 © FULLFACE  |  Text: Jürgen Schall  |  Fotos/Grafiken: Jürgen Schall

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Hier löst die Kamera auf Kommando aus: YEP!!!