Rotor Cam Bauanleitung
Helm Mount mit rotierender Actioncam
Diese Perspektive ist ziemlich abgefahren, vor allem wenn sie in Videos nur kurz dazwischen geschnitten wird. Die Kamerafahrt um den fahrenden Biker herum gibt Rätsel auf - wie entstand diese Aufnahme? Mit einem Kamerakran, mit einer Cable Cam oder sogar einem Oktokopter?
Weit gefehlt, die Lösung ist viel einfacher. Der Schatten kann es verraten, denn bei Sonne sieht man am Boden eventuell den Umriss der Konstruktion, die auf dem Helm angebracht ist.
Wie der Rotor bei einem Helikopter ist ein langer Stab oben auf dem Helm drehend gelagert. Auf der einen Seite sitzt die Actioncam, auf der anderen Seite ein Gegengewicht. Genau austariert sitzt die Konstruktion relativ neutral auf dem Helm.
Das Fahren damit ist allerdings gewöhnungsbedürftig. Aufgrund des Auslegers von bis zu einem Meter nach jeder Seite sollte man bei der Fahrt auf Hindernisse achten, um nicht an Bäumen oder Sträuchern hängen zu bleiben.
Man kann die Drehung des Rotors sogar mit Kopfneigung steuern, wenn man beide Seiten mit einer Unwucht austariert: Gegengewicht weiter zum Helm montieren, so wird die Auslegerseite mit der Kamera 'schwerer' und dreht sich bei Kopfneigung nach unten.
Wichtig ist der Bildausschnitt, diesen kann man bei den neuen Actioncams mit Display oder per Wifi auf einem Smartphone kontrollieren. Bei alten Cams hilft nur vorheriges Austesten oder Abschätzen des Winkel mit einem Geodreieck.
Wichtig ist auf jeden Fall, dass später auf dem Video die Helmkonstruktion vom oberen Bildrand abgeschnitten wird. Mit schwarzem Tape auf einem schwarzen Helm befestigt, sieht man auf dem Videomaterial so gut wie nichts von der Befestigung. Die Aufnahmen wirken im Videoclip besonders gut, wenn sie nur sehr kurz verwendet werden.
Tipp: Wer ein Video im 16:9 Format schneiden möchte (also in HD oder Full-HD Auflösung), der kann mit Actioncams im 960p Modus filmen (HD-Aufnahme mit größerer Bildhöhe) und später im Schnittprogramm das Video passend verschieben, um den Rotor genau am Helm abzuschneiden. Die Halterung sollte dabei nie zu sehen sein, deshalb lieber etwas mehr nach oben verschieben.
Das Material für die Rotorcam hat man schnell zusammen: eine Inline-Skater Rolle mit Kugellager, eine durch das Lager passende Gewindeschraube (M6) mit zwei Muttern und Unterlegscheibe, zwei 10er Maulschlüssel zum festziehen, ein Flachblech (Metallplatte) in T-Form, Gewebeklebeband, Kabelbinder, ein Stück Hartschaum als Abstandhalter und einen langen Stab (z.B. Teleskop-Stipprute aus dem Angeshop für um die 15 EUR).
Je steifer das Rohr desto besser, Aluminium oder Carbon sind ideal - allerdings auch teurer. Diese Materialien flexen weniger, das Bild bleibt dann bei Erschütterungen ruhiger. Als Gegengewicht kann man alles nehmen, was die Masse der Actioncam ausgleicht, z.B. ein Stück Holz (oder eine zweite Actioncam).
Die Inline-Skater Rolle ist eine perfekte Lagerung, die sich leicht auf dem Helm befestigen lässt (am besten zuerst mit einem Kabelbinder durch die Löcher im Helm sichern). Der nach unten herausstehende Kopf der Gewindeschraube wird mit einer Lage aus Hartschaum (oder auch Styropor, Holz, Plastik) auf Abstand zum Helm gehalten, damit sich das Kugellager frei drehen kann.
Danach wird das Ganze mit Gewebetape (in Helmfarbe) in mehreren Lagen fest verklebt. Auch der Telekopstab, die Kamera und das Gegengewicht lassen sich am besten mit Tape fixieren.
Fertig ist die Rotor Cam für den ersten Einsatz, unten findet ihr das Video mit den Testaufnahmen.
18.04.2013 © FULLFACE | Text: Jürgen Schall | Fotos/Grafiken: Jürgen Schall